Maßnahme – Wiedereinstiegsprogramme für Elternzeit-Rückkehrer:innen
Kurz & Knapp
Was? Wiedereinstiegsprogramme unterstützen Mitarbeitende dabei, nach der Elternzeit erfolgreich in den Beruf zurückzukehren.
Warum ist das eine gute Maßnahme? Gezielte Wiedereinstiegsprogramme nach der Elternzeit unterstützen Mitarbeitende dabei, nahtlos und selbstbewusst ins Berufsleben zurückzukehren. Durch individuelle Angebote wie Wiedereinstiegsgespräche, fachliche Auffrischungen oder flexible Arbeitsmodelle lassen sich Karriereunterbrechungen abfedern und wertvolles Know-how im Unternehmen halten. Das stärkt nicht nur die Chancengleichheit – insbesondere für Frauen –, sondern reduziert auch den Aufwand für externe Nachbesetzungen und aufwendige Einarbeitungen. Unternehmen profitieren so von höherer Rückkehrquote, besserer Planbarkeit und einer nachhaltigeren Fachkräftesicherung.
Schritte zur Einführung im Unternehmen
1. Bedarf ermitteln und Rückkehrprozesse analysieren
Starten Sie mit einer Bestandsaufnahme zur Rückkehr aus der Elternzeit:
- Führen Sie Gespräche mit Personalverantwortlichen, Führungskräften und (werdenden) Eltern.
- Fragen Sie nach Herausforderungen beim Wiedereinstieg, z. B. in Bezug auf Arbeitszeit, Teamanschluss oder Informationsstand.
2. Wiedereinstieg strukturiert vorbereiten
Schaffen Sie unterstützende Rahmenbedingungen für den Wiedereinstieg:
- Bieten Sie flexible Rückkehrmodelle an – z. B. gestufter Wiedereinstieg, Homeoffice, reduzierte Stunden oder flexible Arbeitszeiten.
- Ergänzen Sie das Angebot durch begleitende Maßnahmen wie Coaching, Mentoring oder Patenschaftsmodelle im Team.
3. Kommunikation und Transparenz sicherstellen
Stellen Sie sicher, dass die Angebote bekannt sind und leicht zugänglich bleiben:
- Kommunizieren Sie Rückkehrmöglichkeiten und Unterstützungsangebote klar – z. B. über Intranet, persönliche Gespräche oder Info-Material vor der Elternzeit.
- Schaffen Sie ein Klima, in dem offen über Sorgen und Erwartungen gesprochen werden kann.
4. Sensibilisierung im Team verankern
Stärken Sie das Verständnis für die Situation von Rückkehrenden:
- Schulen Sie Führungskräfte im Umgang mit Elternzeitrückkehrer:innen und den betrieblichen Angeboten.
- Informieren Sie auch Teams – z. B. über mögliche Übergabeprozesse, Aufgabenverteilung oder Flexibilitätsbedarf.
5. Feedback einholen und Maßnahmen weiterentwickeln
Machen Sie den Wiedereinstieg zu einem kontinuierlich lernenden Prozess:
- Holen Sie regelmäßig Rückmeldungen von Rückkehrer:innen und Führungskräften ein.
- Nutzen Sie die Erkenntnisse, um Angebote weiterzuentwickeln – z. B. durch neue Formate, mehr Flexibilität oder bessere interne Kommunikation.
Wer sollte eingebunden werden?
Geschäftsführung, Personalabteilung, Führungskräfte, Betriebsrat, Mitarbeitende
Mögliche Stolpersteine & Tipps
Einheitslösungen funktionieren nicht
Alle Eltern sind unterschiedlich – eine allgemeingültige Lösung greift daher evtl. zu kurz. Laut einer gemeinsamen Publikation des BMFSFJ mit Erfolgsfaktor Familie (2024) wünschen sich Eltern mehr Individualität beim Wiedereinstieg.
Unser Tipp:
Bieten Sie modulare und anpassbare Lösungen an, die auf die persönlichen Situationen der Mitarbeitenden eingehen.
Geringe Unterstützung durch Führungskräfte
Führungskräften verlieren die Wiedereinsteiger:innen aus dem Blick, oder nehmen das Thema Wiedereinstieg weniger ernst. Laut einer Studie des BMFSFJ (2016) hängt der Erfolg familienfreundlicher Maßnahmen maßgeblich vom Engagement der Führungskraft ab. Zudem zeigt diese, dass männliche Beschäftigte fünfmal häufiger Elternzeit nehmen, wenn männliche Führungskräfte selbst als Vorbilder agieren.
Unser Tipp:
Schulen Sie Führungskräfte im Umgang mit Rückkehrenden und betonen Sie die Vorteile der Programme für das gesamte Team. Ermutigen Sie auch männliche Führungskräfte dazu, von Elternzeit Gebrauch zu machen und betonen Sie die Vorbildfunktion für das Team.
Unzureichende Kommunikation
Die (werdenden) Eltern werden nicht ausreichend über Wiedereinstiegsangebote informiert. Das führt dazu, dass die Angebote nur selten in Anspruch genommen werden.
Unser Tipp:
Kommunizieren Sie die Unterstützungsangebote klar und regelmäßig über verschiedene Kanäle wie Intranet, Newsletter und Meetings.
Erfolgsfaktoren zur nachhaltigen Verankerung
- Verankerung in Unternehmenskultur & Personalstrategie: Das Programm sollte als fester Bestandteil der Diversity– und Familienfreundlichkeitsstrategie gelten – nicht als einmalige Maßnahme.
- Vorbildfunktion der Führungsebene: Wenn Führungskräfte selbst familienfreundliche Angebote nutzen, fördert dies die Akzeptanz im gesamten Unternehmen.
- Erfolgskontrolle & Optimierung: Holen Sie nach ca. drei Monaten Feedback ein und lassen Sie die Ergebnisse anonymisiert in die Auswertung sowie Weiterentwicklung des Programms einfließen.
Extra-Tipp:
Schon vermeintlich kleine Maßnahmen machen den Unterschied: Ein persönliches Gespräch vor der Rückkehr, ein klares „Willkommen zurück“ und ein Plan für die ersten 100 Tage schaffen Vertrauen.
Ressourcen
- Wissensimpulse:
- BMFSFJ (2024): „So sag ich’s meinen Vorgesetzten“
- BMFSFJ (2016): „Unternehmensmonitor Familienfreundlichkeit“
- DIW Wochenbericht (2016): „Familienfreundliche Arbeitsplätze und Zufriedenheit von Eltern“
- Audit berufundfamilie gGmbH (2020): „Status quo familienbewusste Unternehmenskultur“
- Bertelsmann Stiftung (2022): „Qualitätssiegel Familienfreundliche Arbeitgeber“
- Bertelsmann Stiftung (2024): „Spannungsfeld Vereinbarkeit – Arbeitszeit- und Jobpräferenzen von Menschen mit Sorgeverantwortung“