Maßnahme – Standardisierte Interviewleitfäden

Kurz & Knapp

Was? Standardisierte Interviewleitfäden sind strukturierte Vorlagen mit festgelegten Fragen und klaren Bewertungskriterien, die im Auswahlprozess eingesetzt werden, um alle Bewerbenden vergleichbar und objektiv zu beurteilen.

Warum ist das eine gute Maßnahme? Strukturierte Interviews schaffen Vergleichbarkeit und Fairness, da alle Bewerbenden nach den gleichen Kriterien beurteilt werden. Sie reduzieren den Einfluss von Vorurteilen und erhöhen die Objektivität im Auswahlprozess (Antidiskriminierungsstelle des Bundes, 2019).

Schritte zur Einführung im Unternehmen

1. Bedarf identifizieren und Rollen festlegen

Ermitteln Sie, für welche Stellenarten oder Unternehmensbereiche strukturierte Interviews besonders sinnvoll sind. 

  • Prüfen Sie, in welchen Bereichen besonders viele Bewerbungen eingehen oder eine hohe Fluktuation besteht. 
  • Identifizieren Sie Positionen, bei denen ein erhöhtes Risiko für subjektive Verzerrungen oder unbewusste Vorurteile besteht. 

2. Einheitliche Interviewstrukturen schaffen

Erarbeiten Sie für definierte Rollen einheitliche Interviewleitfäden mit standardisierten Fragen. 

  • Formulieren Sie berufsbezogene Fragen, die klar auf die Anforderungen der jeweiligen Position abgestimmt sind. 
  • Achten Sie auf eine gute Mischung aus Fragen zu Fachwissen, Soft Skills und Motivation. 
  • Legen Sie für jede Frage objektive Bewertungskriterien fest – z. B. anhand von Beispielantworten. 

3. Passende Bewertungsbögen ergänzen

Stellen Sie sicher, dass jedem Interviewleitfaden ein standardisierter Bewertungsbogen beiliegt. 

  • Nutzen Sie identische Bewertungskriterien, um eine Vergleichbarkeit zwischen den Bewerbenden zu gewährleisten. 
  • Halten Sie Einschätzungen nachvollziehbar schriftlich fest, inklusive Beobachtungen und Begründungen. 

4. Schulung der Interviewführenden

Schulen Sie alle Personen, die Interviews führen, im professionellen Umgang mit dem neuen Verfahren. 

  • Vermitteln Sie die korrekte Anwendung der Leitfäden und Bewertungsbögen. 
  • Thematisieren Sie dabei die Wichtigkeit einer fairen Gesprächsführung und den Umgang mit unbewussten Vorurteilen. 
  • Fördern Sie eine wertschätzende, strukturierte Interviewkultur, die nach innen und außen Professionalität zeigt. 

5. Verstetigung im Auswahlprozess

Integrieren Sie die Interviewleitfäden dauerhaft und verbindlich in den Auswahlprozess. 

  • Machen Sie sie zum festen Bestandteil der Personalauswahl in definierten Bereichen. 
  • Verknüpfen Sie die Nutzung mit weiteren objektivierenden Maßnahmen, wie bspw. anonymisierten Bewerbungen. (verlinken auf andere Maßnahmen hier) 

Wer sollte eingebunden werden?

Personalabteilung, Fachabteilungen, Geschäftsführung, ggf. Gleichstellungsbeauftragte, ggf. Betriebsrat 

Mögliche Stolpersteine & Tipps

 

Gleichförmigkeit statt Flexibilität im Gespräch 

Standardisierte Leitfäden werden manchmal als starr wahrgenommen und scheinen dem natürlichen Gesprächsfluss zu widersprechen.

Unser Tipp:

Betonen Sie, dass Leitfäden Orientierung bieten, aber Raum für situative Ergänzungen lassen. Schulen Sie Interviewende darin, den Leitfaden flexibel, aber verbindlich einzusetzen.

Unklare oder ungeeignete Fragen im Leitfaden 

Wenn Leitfäden unklare oder nicht-berufsrelevante Fragen enthalten, entsteht Unsicherheit oder die Aussagekraft der Antworten leidet.

Unser Tipp:

Entwickeln Sie die Fragen gemeinsam mit Fachverantwortlichen und der Personalabteilung, orientiert an den Anforderungen der Stelle. Testen Sie den Leitfaden in der Praxis und überarbeiten Sie ihn regelmäßig.

Mangelnde Schulung der Interviewführenden 

Auch mit einem guten Leitfaden können Interviews scheitern, wenn Interviewende ihn nicht korrekt oder einheitlich anwenden.

Unser Tipp:

Führen Sie verpflichtende Schulungen für alle Interviewenden ein, mit Übungen zur objektiven Bewertung, Gesprächsführung und zum bewussten Umgang mit Vorannahmen.

Fehlende Dokumentation der Interviewergebnisse 

Ohne strukturierte Dokumentation sind Aussagen aus Interviews schwer vergleichbar und Entscheidungen kaum nachvollziehbar.

Unser Tipp:

Verwenden Sie standardisierte Bewertungsbögen, um die Antworten schriftlich festzuhalten und objektiv auszuwerten.

Erfolgsfaktoren zur nachhaltigen Verankerung

  • Passgenaue, positionsspezifische Interviewleitfäden: Erarbeiten Sie Interviewleitfäden für verschiedene Stellenprofile, angepasst an die spezifischen Anforderungen, Aufgaben und Kompetenzen. So erhöhen Sie die Zuverlässigkeit und Aussagekraft der Interviews. 

  • Einbindung von Personalabteilung und Fachabteilungen bei der Entwicklung: Stellen Sie sicher, dass Leitfäden gemeinsam mit den späteren Interviewführenden entwickelt werden. Nur so sind sie praxistauglich, anerkannt und wirksam. 

  • Regelmäßige Überprüfung und Weiterentwicklung: Interviewleitfäden sollten nicht statisch bleiben. Evaluieren Sie regelmäßig: Welche Fragen funktionieren gut? Wo entstehen Missverständnisse? Welche Rückmeldungen geben Bewerbende?