Kurz & Knapp
Was? Jobsharing ist ein Arbeitsmodell, bei dem sich zwei Personen eine Stelle teilen. Die Aufgaben werden dabei so verteilt, dass beide eigenverantwortlich arbeiten können und gleichzeitig eine enge Abstimmung sichergestellt ist.
Warum ist das eine gute Maßnahme? Jobsharing schafft Lösungen für Mitarbeitende, die weniger als Vollzeit arbeiten möchten, z. B. wegen Kinderbetreuung oder Pflegeaufgaben – aber dennoch verantwortungsvolle Aufgaben übernehmen wollen. Es ermöglicht Führung in Teilzeit und fördert so die Gleichstellung in leitenden Positionen. Gleichzeitig profitieren Unternehmen von sich ergänzenden Kompetenzen, besseren Vertretungsmöglichkeiten und zufriedeneren Mitarbeitenden (Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, 2019).
Jobsharing-Modelle
Job-Splitting:
Zwei Personen teilen sich eine Stelle, arbeiten aber weitgehend unabhängig mit eigenen Aufgabenbereichen.
Job-Pairing
Beide Mitarbeitenden übernehmen die Aufgaben gemeinsam, tauschen sich eng aus und vertreten sich gegenseitig.
Top-Sharing
Jobsharing in Führungspositionen, bei dem zwei Führungskräfte gemeinsam Personalverantwortung tragen.
Schritte zur Einführung im Unternehmen
1. Geeignete Tätigkeiten identifizieren:
Gehen Sie im ersten Schritt gemeinsam mit Ihren Mitarbeitenden ins Gespräch, um herauszufinden, welche Aufgaben und Stellen sich für Jobsharing eignen.
- Prüfen Sie, welche Tätigkeiten sich gut teilen lassen, klare Schnittstellen aufweisenoder koordinierte Zusammenarbeit ermöglichen (z. B. Projektverantwortung, Teamleitung, strategische und operative Führungsaufgaben, Sachbearbeitung oder kommunikative Tätigkeiten wie Öffentlichkeitsarbeit und Kund:innenbetreuung).
- Berücksichtigen Sie sowohl inhaltliche als auch organisatorische Faktoren (z. B. planbare Aufgaben, geringe Abhängigkeiten von externen Faktoren).
2. Rahmenbedingungen und Anforderungen definieren
Definieren Sie die grundlegenden Anforderungen und Rahmenbedingungen für Jobsharing:
- Legen Sie fest, wie die Aufgaben im Tandem verteilt werden sollen und welche Verantwortlichkeiten die jeweiligen Partner:innen übernehmen.
- Definieren Sie Kriterien für die Wahl von Jobsharing-Partner:innen und Anforderungen an die Position, bspw. ähnliche Qualifikationen, kompatible Arbeitsstile, gute Abstimmungsfähigkeit oder eine grundsätzlich teilbare Aufgabenstruktur.
- Stellen Sie sicher, dass alle Mitarbeitenden im Tandem ähnliche Erwartungen an die Rolle und die Zusammenarbeit haben.
3. Tandem-Bildung
Bilden Sie geeignete Tandems:
- Nutzen Sie Interviews, Workshops oder digitale Plattformen, um passende Tandempartner:innen zu finden.
- Fördern Sie den Prozess, indem Sie Fähigkeiten, Interessen und Arbeitsstile der Kandidat:innen miteinander abgleichen.
- Finden Sie Tandempartner:innen, die sich durch ihre Fähigkeiten und Arbeitsweisen ergänzen.
4. Aufgabenverteilung und Abstimmung klären
Erstellen Sie klare Aufgaben- und Abstimmungspläne:
- Definieren Sie gemeinsam mit den Tandems, welche Aufgaben und Zuständigkeiten von wem übernommen werden.
- Entwickeln Sie Übergaberoutinen und ein und ein transparentes System zur Dokumentation von Aufgaben und Projekten, damit beide Partner:innen jederzeit auf den aktuellen Stand zugreifen können.
5. Kommunikationsstruktur schaffen
Etablieren Sie eine transparente und strukturierte Kommunikationsweise:
- Implementieren Sie regelmäßige Austauschformate, wie wöchentliche Teammeetings oder tägliche Check-Ins.
- Nutzen Sie digitale Tools (z. B. geteilte Notizbücher, Projektmanagement-Software), um die Zusammenarbeit und Informationsweitergabe zu optimieren.
6. Pilotphase starten
Führen Sie das Modell zunächst in einer Abteilung oder für spezifische Tätigkeiten ein:
- Testen Sie Jobsharing in einem kleineren Rahmen und sammeln Sie kontinuierlich Feedback von den Tandems und anderen Mitarbeitenden.
- Nehmen Sie Anpassungen vor, um das Modell nach Bedarf zu optimieren, bevor es unternehmensweit etabliert wird.
Wer sollte eingebunden werden?
Geschäftsführung, Personalverantwortliche, IT-Abteilung, Führungskräfte, ggf. Betriebsrat und Mitarbeitende.
Mögliche Stolpersteine & Tipps
Skepsis gegenüber unklarer Verantwortungszuordnung
Führungskräfte und Mitarbeitende befürchten eine unklare Verantwortungsstruktur und Überschneidungen in den Aufgaben. Es bestehen Unklarheiten darüber, an wen sie sich im Tandem konkret wenden sollen.
Unser Tipp:
Kommunizieren Sie von Anfang an klar, wer für welche Themen zuständig ist. Halten Sie Verantwortlichkeiten schriftlich fest und machen Sie für das Team sichtbar, an wen sie sich mit welchen Anliegen wenden können. Fragen Sie zu Beginn vermehrt nach Feedback, um mögliche Unklarheiten frühzeitig zu identifizieren und anzupassen.
Erhöhter Abstimmungsaufwand
Der zusätzliche Aufwand für Absprachen und Übergaben wird als Belastung empfunden, besonders in stressigen Phasen.
Unser Tipp:
Etablieren Sie feste Kommunikationszeiten, z.B. in Form von Check-Ins oder Teammeetings, und nutzen Sie digitale Tools wie geteilte Notizbücher oder Projektmanagement-Software, um den Austausch effizient und strukturiert zu gestalten.
Fehlende Akzeptanz im Team
Im Team herrscht Unsicherheit über das neue Modell, insbesondere dann, wenn Führungskräfte im Top-Sharing nicht durchgängig anwesend sind. Führung wird häufig mit ständiger Präsenz gleichgesetzt.
Unser Tipp:
Kommunizieren Sie transparent, wie Erreichbarkeit und Vertretung im Tandem geregelt sind. Machen Sie deutlich, dass Führungsqualität nicht an physischer Präsenz hängt, sondern an klaren Strukturen, Verlässlichkeit und guter Kommunikation. Involvieren Sie das Team aktiv und schaffen Sie Sicherheit durch gelebte Vorbilder.
Erfolgsfaktoren zur nachhaltigen Verankerung
- Jobsharing als feste Option in Stellenausschreibungen: Stellen Sie sicher, dass Jobsharing explizit dort als flexible Arbeitsoption in Ihren Stellenausschreibungen genannt wird, wo es möglich ist. So signalisieren Sie Offenheit und schaffen eine Normalisierung dieses Modells.
- Erfahrungsberichte und Best Practices sichtbar machen: Teilen Sie Erfolgsgeschichten aus der Pilotphase in internen Kanälen (Intranet, Newsletter oder Teambesprechungen), um das Modell bekannt zu machen und Vertrauen zu schaffen.
- Regelmäßige Reflexion und Austausch fördern: Organisieren Sie regelmäßige Austauschformate wie Tandem-Runden, in denen Jobsharing-Teams ihre Erfahrungen teilen und voneinander lernen können.
Ressourcen
- Wissensimpulse:
- Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (2019): „Ich arbeite ganz anders und besser als früher. Praxis und Potentiale von Jobsharing in Unternehmen“
- KOFA: „Handlungsempfehlungen und Checkliste zu flexiblen Arbeitszeiten im Jobsharing“
- ZDFheute: „Jobsharing: So funktioniert das Arbeitsmodell“
- Initiative neue Qualität der Arbeit: „Führen in Teilzeit? Läuft.“
- Neue Narrative: „Arbeit ist das halbe Leben? Besser nicht!“
- Hilfreiche Tools:
- Kalender- und Terminplanungstools (z. B. Outlook, Google Calendar oder Apple Calendar)
- Projektmanagement-Tools (z.B. Trello, MS Planner oder Asana)
- Digitale Notizbücher (z.B. OneNote, Google Keep, Turtl)