Kurz & Knapp
Was? Gleitzeit ist eine Form der flexiblen Arbeitszeitgestaltung, bei der Mitarbeitende Beginn und Ende ihrer Arbeitszeit innerhalb eines festgelegten Rahmens selbst bestimmen können.
Warum ist das eine gute Maßnahme? Gleitzeit gibt Beschäftigten mehr Freiheit, ihren Arbeitstag passend zu ihrem Alltag zu gestalten, z.B. durch einen früheren Start, um nachmittags mehr Zeit für die Familie zu haben oder einen späteren Beginn, wenn der Arbeitsweg im Berufsverkehr länger dauert. Gleichzeitig können durch festgelegte Kernzeiten (z. B. 10–15 Uhr) wichtige Absprachen im Team weiterhin zuverlässig stattfinden. Das fördert nicht nur die Zufriedenheit, sondern senkt auch Fehlzeiten und steigert die Produktivität. Studien zeigen: Wer flexibler arbeiten kann, ist oft motivierter (Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, 2019).
Schritte zur Einführung im Unternehmen
1. Bestandsaufnahme der Arbeitsprozesse und Anforderungen:
Ermitteln Sie, in welchen Bereichen Gleitzeit praktikabel ist und wo ggf. feste Zeiten erforderlich bleiben:
- Prüfen Sie, ob es bestimmte Zeitfenster gibt, in denen eine Anwesenheit notwendig ist – etwa zur Sicherstellung der Kund:innenerreichbarkeit oder aufgrund betrieblicher Abläufe wie Produktionszeiten.
- Betrachten Sie Ihre bestehenden Arbeitszeitmodelle und identifizieren Sie, wie viel Flexibilität aktuell bereits gelebt wird.
2. Gleitzeitregelung definieren
Erarbeiten Sie eine transparente und verbindliche Gleitzeitregelung, z. B. als Betriebsvereinbarung oder interne Richtlinie. Folgende Elemente sollten enthalten sein:
- Legen Sie fest, in welchem Zeitraum Mitarbeitende ihre Arbeitszeit flexibel gestalten können – beispielsweise zwischen 6 und 20 Uhr.
- Entscheiden Sie, ob eine Kernarbeitszeit notwendig ist, in der alle Beschäftigten erreichbar sein sollten – etwa von 10 bis 15 Uhr.
- Bestimmen Sie, wie die Arbeitszeit erfasst wird, z. B. über digitale Zeiterfassungstools.
- Stellen Sie sicher, dass Teams sich trotz flexibler Zeiten weiterhin gut abstimmen können – etwa durch gemeinsame Meetingzeiten oder digitale Kalender.
Tipp: Kommunizieren Sie die Regelungen verständlich und nachvollziehbar für alle.
3. IT-gestützte Lösungen prüfen
Setzen Sie digitale Tools ein, die die Umsetzung von Gleitzeit erleichtern.
- Nutzen Sie beispielsweise Zeiterfassungssoftware mit Gleitzeitfunktion, um die Dokumentation der Arbeitszeiten zu automatisieren.
- Ermöglichen Sie durch digitale Kalender eine einfache Abstimmung innerhalb der Teams.
Tipp: Achten Sie bei der Auswahl der Tools auf Datenschutz und Bedienungsfreundlichkeit.
4. Führungskräfte sensibilisieren und schulen
Bereiten Sie Führungskräfte gezielt auf die Einführung flexibler Arbeitszeiten vor.
- Vermitteln Sie, wie Leistung auch bei unterschiedlichen Arbeitszeiten fair beurteilt werden kann, denn Arbeit, die zu klassischen Kernzeiten oder im Büro stattfindet, ist oft sichtbarer als spätere oder mobile Arbeitsphasen.
- Schulen Sie den vertrauensvollen Umgang mit flexibler Arbeitszeit und die Bedeutung von Ergebnisorientierung.
- Unterstützen Sie Führungskräfte dabei, Teamzusammenhalt und Verbindlichkeit trotz unterschiedlicher Arbeitszeiten sicherzustellen.
5. Pilotphase starten und evaluieren
Starten Sie mit einer Pilotphase in ausgewählten Teams oder Abteilungen, um erste Erfahrungen mit dem Gleitzeitmodell zu sammeln.
- Fragen Sie die Mitarbeitenden und Führungskräfte nach ihren Eindrücken hinsichtlich Arbeitsfähigkeit, Teamabstimmung und individueller Zufriedenheit.
- Überprüfen Sie, ob die geplanten Regelungen funktionieren oder ob Anpassungen notwendig sind.
- Nutzen Sie die Rückmeldungen aus der Praxis, um die Regelungen und Prozesse weiter zu optimieren, bevor eine unternehmensweite Einführung erfolgt.
Wer sollte eingebunden werden?
Geschäftsführung, Personalabteilung, ggf. Betriebsrat, Führungskräfte
Mögliche Stolpersteine & Tipps
Unklare Regeln führen zu Unsicherheit
Mitarbeitende sind unsicher, was erlaubt ist.
Unser Tipp:
Definieren Sie Gleitzeit, Kernarbeitszeit und Arbeitszeitrahmen klar und stellen Sie diese Informationen zentral zur Verfügung.
Koordinationsprobleme im Team
Fehlende Absprachen über Arbeitszeiten führen zu Terminproblemen.
Unser Tipp:
Fördern Sie Teamabsprachen z. B. mit digitalen Kalendern oder Abwesenheitstools.
Führungskräfte bewerten Flexibilität unterschiedlich
Einige Führungskräfte bevorzugen Präsenz und bestrafen indirekt Gleitzeitnutzung.
Unser Tipp:
Schulen Sie Führungskräfte und stellen Sie klar, dass flexible Arbeitszeiten gleichwertig sind.
Überstunden durch Selbstorganisation
Mitarbeitende arbeiten regelmäßig länger, weil klare Grenzen zur Arbeitszeit fehlen.
Unser Tipp:
Führen Sie Gleitzeitkonten mit Obergrenzen ein und achten Sie auf regelmäßigen Zeitausgleich.
Erfolgsfaktoren zur nachhaltigen Verankerung
- Vertrauen & Kulturwandel: Fördern Sie eine Unternehmenskultur, die Flexibilität nicht nur erlaubt, sondern aktiv unterstützt.
- Transparente Kommunikation: Erläutern Sie das „Warum“ und „Wie“ der Gleitzeit klar und wiederholt.
- Partizipation: Beziehen Sie Mitarbeitende in die Ausgestaltung ein, um Akzeptanz und Passgenauigkeit zu erhöhen.
- Führung in Flexibilität: Sensibilisieren und qualifizieren Sie Führungskräfte für das Management zeitlich flexibler Teams.
- Regelmäßige Evaluierung: Fragen Sie halbjährlich nach der Zufriedenheit und Wirkung – und passen Sie ggf. an. Fördern Sie eine Unternehmenskultur, die Flexibilität nicht nur erlaubt, sondern aktiv unterstützt.
Ressourcen
- Wissensimpulse:
- Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (2019): „Flexible Arbeitsmodelle - Überblick und Umsetzung“
- Initiative neue Qualität der Arbeits (BMAS) (2019): „Erfolg mit flexiblen Arbeitszeiten“
- Hilfreiche Tools:
- Digitale Tools zur Arbeitszeiterfassung: (z. B. Clockodo, ZEP, Excel-Vorlagen)