Kurz & Knapp
Was? Stellenanzeigen werden in einer geschlechtergerechten, inklusiven Sprache formuliert und enthalten klare Aussagen zu Gleichstellung und Vereinbarkeit.
Warum ist das eine gute Maßnahme? Sprache beeinflusst Wahrnehmung: Studien zeigen, dass Stellenanzeigen mit ausschließlich männlich konnotierter Sprache deutlich weniger Frauen ansprechen. Eine geschlechtergerechte Formulierung erhöht die Vielfalt der Bewerbungen. Ziel ist es, alle Bewerbenden gleichermaßen anzusprechen. Inklusive Sprache ist dabei oft der erste Schritt zu einer vielfältigeren Belegschaft. Dabei sind diverse Teams nachweislich kreativer, innovativer und erfolgreicher bei Problemlösungen (Antidiskriminierungsstelle des Bundes, 2018).
Schritte zur Einführung im Unternehmen
1. Bestehende Ausschreibungen analysieren
Starten Sie mit einer systematischen Überprüfung Ihrer bisherigen Stellenanzeigen:
- Prüfen Sie, ob geschlechtsneutrale Formulierungen verwendet wurden oder ob geschlechterstereotype Begriffe dominieren.
- Beispiel: Statt „technisch versierter IT-Spezialist“ (männlich konnotiert) wäre „Fachkraft für IT mit technischer Expertise“ geschlechtsneutral.
- Analysieren Sie, ob bestimmte Bewerbendengruppen durch Sprache indirekt bevorzugt oder ausgeschlossen werden.
2. Klare Kriterien für geschlechtergerechte Sprache definieren
Legen Sie verbindliche Standards für die Formulierung von Stellenanzeigen fest, die unternehmensweit gelten.
- Verwenden Sie konsequent geschlechtergerechte Sprache, etwa durch neutrale Bezeichnungen, wie „Projektleitung (w/m/d)“, oder geschlechtergerechte Schreibweisen, z.B. wie „Projektleiter:in“.
- Vermeiden Sie Begriffe mit geschlechtlicher Konnotation, indem Sie zum Beispiel „durchsetzungsstark“ durch „überzeugend kommunizieren“ ersetzen.
- Nutzen Sie inklusive Sprache, um Vielfalt bewusst anzusprechen – beispielsweise durch Hinweise auf flexible Arbeitsmodelle, Familienfreundlichkeit oder barrierefreie Bewerbungsmöglichkeiten.
- Formulieren Sie Anforderungen konkret und kompetenzbezogen, statt vage Persönlichkeitsmerkmale zu betonen.
3. Standards und Vorlagen entwickeln
Erarbeiten Sie konkrete Textbausteine und Musteranzeigen, die den definierten Kriterien bereits entsprechen.
- Nutzen Sie eine einheitliche Struktur für alle Stellenausschreibungen, um die Wiedererkennbarkeit und Klarheit zu erhöhen.
- Formulieren Sie standardisierte Inhalte für Abschnitte wie die Unternehmensbeschreibung oder zu den Vorteilen für Mitarbeitende.
- Ergänzen Sie eine interne Checkliste für die finale Prüfung der Anzeige vor der Veröffentlichung, zum Beispiel zur Kontrolle sprachlicher Gleichstellung oder inklusiver Ansprache.
4. Verantwortliche schulen
Schulen Sie alle Personen, die mit dem Verfassen oder Freigeben von Stellenausschreibungen betraut sind, z. B. Personalverantwortliche oder Führungskräfte.
- Vermitteln Sie die Relevanz von inklusiver Sprache für ein diskriminierungsfreies Einstellungsverfahren.
- Zeigen Sie anhand praktischer Beispiele, wie Stellenanzeigen sprachlich inklusiv gestaltet werden können und worauf besonders zu achten ist.
- Sensibilisieren Sie für die Wirkung unbewusster Denkmuster im Auswahlprozess und deren Einfluss auf die Formulierung von Anforderungen.
5. Kommunikation und Positionierung
Nutzen Sie Ihre Stellenanzeigen als Plattform, um Ihr Engagement für Vielfalt und Gleichstellung sichtbar zu machen.
- Betonen Sie in Ihren Texten, dass Ihr Unternehmen sich aktiv für Geschlechtergerechtigkeit und Chancengleichheit einsetzt.
- Verweisen Sie auf Gleichstellungskonzepte, familienfreundliche Angebote oder Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben.
- So erhöhen Sie Ihre Attraktivität für ein breites Spektrum potenzieller Bewerbender – insbesondere für Menschen aus unterrepräsentierten Gruppen.
Wer sollte eingebunden werden?
Personalabteilung, Geschäftsführung, Führungskräfte, ggf. Gleichstellungsbeauftragte, ggf. Betriebsrat
Mögliche Stolpersteine & Tipps
Ablehnung geschlechtergerechter Sprache
Führungskräfte empfinden geschlechtergerechte Sprache als „unnötig“.
Unser Tipp:
Erläutern Sie die Vorteile geschlechtergerechter Sprache. Argumentieren Sie beispielsweise, dass Sie einen breiteren Bewerbendenpool erreichen, mehr Bewerbungen erhalten, als inklusives Unternehmen wahrgenommen werden und so gezielt den Fachkräftemangel adressieren können.
Inkonsequente Umsetzung
Einzelne Teams nutzen geschlechtergerechte Sprache in ihren Stellenanzeigen, andere nicht.
Unser Tipp:
Etablieren Sie verbindliche Leitlinien und eine zentrale Qualitätssicherung.
Widersprüchliches Bildmaterial oder unbewusste Botschaften
Bilder und Formulierungen in Anzeigen widersprechen der inklusiven Sprache.
Unser Tipp:
Definieren Sie auch für die Bildsprache Ihrer Stellenanzeigen geschlechtergerechte Kriterien. Achten Sie darauf, dass Bilder Vielfalt widerspiegeln – etwa durch eine ausgewogene Darstellung verschiedener Geschlechter. Vermeiden Sie stereotype Darstellungen, z. B. nur Männer in technischen Berufen oder nur Frauen in Assistenzrollen.
Erfolgsfaktoren zur nachhaltigen Verankerung
- Verankerung in Personalstrategie und Leitlinien: Stellen Sie sicher, dass die geschlechtergerechte Gestaltung von Stellenanzeigen nicht nur als Einzelmaßnahme verstanden wird, sondern als Teil einer übergeordneten Gleichstellungsstrategie im Unternehmen.
- Pflege und Weiterentwicklung interner Vorlagen und Checklisten: Inhalte wie geschlechtergerechte Formulierungen, Ausschreibungsbeispiele oder Formulierungshilfen sollten regelmäßig überprüft, angepasst und weiterentwickelt werden.
- Regelmäßige Schulungs- und Sensibilisierungsformate: Bieten Sie nicht nur einmalige Schulungen an, sondern integrieren Sie geschlechtergerechte Sprache in wiederkehrende Weiterbildungsformate für Führungskräfte, Personal, Kommunikationsverantwortliche und weitere relevante Gruppen.
- Qualitätssicherung durch interne Kontrollmechanismen: Verankern Sie einen festen Prüfprozess, bevor Stellenanzeigen veröffentlicht werden.