Karrierekiller Elternzeit? Praxistipps für erfolgreiche Wiedereinstiege

Elternzeit als Karrierekiller? Keineswegs! HR-Expertin Kiki Radicke zeigt im Interview, wie strukturierte Wiedereinstiegsprogramme Rückkehrer:innen Sicherheit geben, Motivation fördern und die Bindung von Mitarbeitenden an ihr Unternehmen stärken. Mit praxisnahen Tipps für einen gelungenen Neustart nach der Elternzeit.

Inhalt

Montagmorgen, 9 Uhr.

Nach 14 Monaten Elternzeit steht Luise – HR-Managerin, Mutter und Kaffee-Liebhaberin – wieder an ihrem Schreibtisch. Ihr Laptop fährt hoch, im Postfach blinken die ersten Mails. Eine Kollegin kommt vorbei, reicht ihr einen frisch aufgebrühten Kaffee und sagt: „Schön, dass du wieder da bist!“. 
Klingt banal? Für Luise war es der Moment, in dem sie wusste: Ich bin wieder Teil des Teams. 

Genau solche Erlebnisse möchte Adacor nicht dem Zufall überlassen. 
Darum hat das Unternehmen ein strukturiertes Wiedereinstiegsprogramm entwickelt, das Familienfreundlichkeit, Motivation und langfristige Mitarbeitendenbindung in einem vereint. 

Darüber sprechen wir mit Kiki Radicke, Head of People & Culture bei Adacor. 

Warum ein Wiedereinstiegsprogramm so wichtig ist

„Viele Fachkräfte sind nach der Elternzeit unsicher, ob sie nahtlos in den Arbeitsalltag zurückfinden“, erklärt Kiki Radicke. „Unser Ziel war von Anfang an, diesen Prozess aktiv zu gestalten. Wir wollten Orientierung geben, Sicherheit vermitteln und die Vereinbarkeit von Familie und Job fördern.“ 

„Ein strukturierter Wiedereinstieg zeigt Wertschätzung für Mitarbeitende und stärkt die Bindung ans Unternehmen.“
Kiki Radicke
Head of People & Culture, Adacor

Wie aber gelingt dieser strukturierte Wiedereinstieg in der Praxis? Adacor hat dafür ein Programm entwickelt, das Orientierung gibt und den Start erleichtert. 

Das Programm bei Adacor im Überblick

  1. Individuelles Rückkehrgespräch

    Noch vor dem ersten Arbeitstag nach der Elternzeit sprechen die Mitarbeitenden mit ihrer Führungskraft oder HR über: 

    • Gewünschte Arbeitszeiten und Einstiegsgeschwindigkeit 
    • Passende Projekte und Aufgaben 
    • Benötigte Unterstützung oder Trainings 

      So fühlt es sich an: “Ich gehe nicht einfach zurück – ich werde abgeholt.”  

  2. Flexible Arbeitsmodelle & Trainings 

    Ein gelungener Wiedereinstieg braucht Spielraum. Darum setzt Adacor auf flexible Arbeitsmodelle und gezielte Trainings, damit Rückkehrer:innen Schritt für Schritt wieder im Alltag ankommen. 

    • Teilzeit oder reduzierte Stunden zum Wiedereinstieg 
    • Möglichkeit von Home-Office oder hybriden Modellen 
    • Trainings zu neuen Tools, Prozessen und organisatorischen Änderungen 

      Statt Rückstand gibt’s Rückenwind.

     

  3. Mentoring & Austausch

    Niemand sollte den Wiedereinstieg allein meistern müssen. Austausch und Mentoring sorgen dafür, dass Rückkehrer:innen von Erfahrungen profitieren und schnell wieder Anschluss finden. 

    • Begleitung durch ehemalige Rückkehrer:innen oder Mentor:innen 
    • Unterstützung beim Netzwerkaufbau im Unternehmen 
    • Tipps und Erfahrungen aus erster Hand

      Der Unterschied: Orientierung und Erfahrung, statt ins kalte Wasser springen. 

     

  4. Kontakt während der Elternzeit

    Verbunden bleiben – auch in der Elternzeit. So bleibt das Teamgefühl erhalten und der Wiedereinstieg wird leichter.  

    • Regelmäßige Updates aus Team & Unternehmen 
    • Einladungen zu unternehmensweiten Meetings, Events & Netzwerken 
    • Weiterhin Nutzung interner Mitarbeitenden-Netzwerke und Zugang zu Benefits ermöglichen (z.B. Coaching oder Sportangeboten) 
    • Einfach mal auf einen Kaffee vorbeischauen – digital oder vor Ort

      So bleibt der Anschluss – und der Wiedereinstieg gelingt spielend. 

3 Praxistipps für Unternehmen

1. Frühzeitig planen und zuhören

Rechtzeitig über Wünsche, Bedürfnisse und Herausforderungen sprechen – und den Kontakt während der Elternzeit bewusst pflegen.

2. Flexibilität ermöglichen

Arbeitszeit, Aufgaben und Einstiegsgeschwindigkeit individuell anpassen.

3. Mentoring etablieren:

Rückkehrer:innen aktiv als Erfahrungsquelle einbinden.

Stolpersteine aus der Praxis

Teamabstimmung

Flexible Modelle funktionieren nur, wenn das ganze Team mitzieht. 

Kommunikation

Programme müssen sichtbar und transparent sein, damit sie nicht als Sonderregelungen wahrgenommen werden. 

Ressourcenplanung

Mentoring, Trainings und individuelle Betreuungsangebote benötigen Zeit und Kapazitäten, die fest eingeplant werden müssen. 

„Ein Wiedereinstieg ist ein Prozess, kein einmaliges Event – es erfordert Abstimmung, Geduld und klare Regeln.“
Kiki Radicke
Head of People & Culture, Adacor

Wenn es gelingt, profitieren alle

„Die Rückmeldungen sind durchweg positiv“, berichtet Kiki Radicke. „Mitarbeitende fühlen sich wertgeschätzt, kommen motiviert zurück und binden sich langfristig ans Unternehmen. Gleichzeitig profitieren wir als Arbeitgeber von sinkender Fluktuation, steigender Motivation und einem klaren Wettbewerbsvorteil in Sachen Familienfreundlichkeit. 

Warum es sich lohnt

Ein strukturiertes Wiedereinstiegsprogramm ist kein Luxus, sondern ein strategisches Instrument. Es hilft, Fachkräfte zu halten, Motivation zu steigern und eine gelebte, familienfreundliche Unternehmenskultur zu fördern.  

Mit klaren Regeln, Transparenz und Mentoring können Unternehmen den Wiedereinstieg erfolgreich gestalten und gleichzeitig langfristig vom Know-how und der Motivation ihrer Mitarbeitenden profitieren. 

Und Luise?

Für sie war der Kaffee am ersten Tag mehr als nur Koffein. Es war das Signal: Ich werde gesehen, ich gehöre dazu. Genau darum geht es: Nicht um große Gesten, sondern um Strukturen, die diesen Moment möglich machen. 

Bild von Kiki Radicke

Kiki Radicke

Kiki Radicke ist Head of People & Culture bei Adacor und Expertin für HR-Innovationen, Nachhaltigkeit und New Work. Mit langjähriger Erfahrung im HR-Bereich gestaltet sie den Wandel zu agilen, mitarbeitendenzentrierten Unternehmenskulturen.

Autorin: Carolin Becker

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