Kurz & Knapp
Was? Transparente Gehaltsverhandlungen sind strukturierte und nachvollziehbare Gespräche über die Vergütung, die auf klar definierten Prozessen und einheitlichen Kriterien basieren.
Warum ist das eine gute Maßnahme? Transparente Gehaltsverhandlungen helfen dabei, unfaire Unterschiede bei der Bezahlung sichtbar zu machen – etwa dann, wenn Mitarbeitende mit vergleichbarer Qualifikation und Verantwortung unterschiedlich vergütet werden. Das betrifft besonders häufig Frauen oder Beschäftigte in Teilzeit. Wenn klar ist, welche Kriterien in einer Verhandlung zählen und wie Entscheidungen begründet werden, stärkt das das Vertrauen der Mitarbeitenden in die Personalpraxis. Für unterrepräsentierte Gruppen bedeutet das konkret: eine bessere Verhandlungsposition, mehr Orientierung und bessere Chancen auf faire Gehaltsentwicklungen. Unternehmen profitieren davon mehrfach – durch weniger Konflikte bei Gehaltsfragen, höhere Zufriedenheit und Bindung ihrer Mitarbeitenden sowie ein glaubwürdigeres Auftreten nach außen, zum Beispiel im Recruiting.
Schritte zur Einführung im Unternehmen
1. Analyse der aktuellen Gehaltsverhandlungsprozesse
Analysieren Sie, wie Gehaltsverhandlungen derzeit im Unternehmen geführt werden.
- Untersuchen Sie, wer für die Durchführung der Gehaltsverhandlungen verantwortlich ist.
- Prüfen Sie, welche Kriterien aktuell zur Entscheidungsfindung herangezogen werden.
- Klären Sie, ob es dokumentierte Leitlinien oder Standards für Gehaltsverhandlungen gibt.
- Ziel dieser Analyse ist es, Intransparenzen zu identifizieren und Verbesserungspotenziale aufzudecken.
2. Entwicklung von Leitlinien für Gehaltsverhandlungen
Erarbeiten Sie klare Richtlinien, die den Ablauf von Gehaltsverhandlungen standardisieren:
- Legen Sie objektive Kriterien für Gehaltsentscheidungen fest, zum Beispiel Qualifikation, Erfahrung oder individuelle Leistung.
- Definieren Sie eindeutig, wer im Unternehmen welche Verantwortlichkeiten und Entscheidungsbefugnisse im Rahmen der Gehaltsverhandlungen trägt.
- Stellen Sie sicher, dass die Verhandlungsergebnisse dokumentiert und jederzeit nachvollziehbar sind.
3. Schulung von Führungskräften und Personal-Verantwortlichen
Bieten Sie Trainings an, um das Bewusstsein für unbewusste Vorurteile (Unconscious Bias) zu schärfen.
- Fördern Sie gezielt die Kompetenzen der Führungskräfte und Personal-Verantwortlichen für faire und transparente Verhandlungen.
- Vermitteln Sie umfassende Kenntnisse über die rechtlichen Rahmenbedingungen von Gehaltsverhandlungen.
4. Kommunikation und Sensibilisierung der Mitarbeitenden
Informieren Sie die Mitarbeitenden über die neuen Leitlinien und erläutern Sie deren Ziele.
- Klären Sie die Mitarbeitenden über ihre Rechte und Möglichkeiten in Gehaltsverhandlungen auf.
- Benennen Sie klare Ansprechpartner:innen für Fragen oder Unterstützungsbedarf rund um das Thema Gehalt.
Wer muss eingebunden werden?
Geschäftsführung, Personalabteilung, Führungskräfte, Betriebsrat und Mitarbeitende sollten aktiv in den Prozess einbezogen werden, um Akzeptanz und Wirksamkeit der Maßnahme sicherzustellen.
Mögliche Stolpersteine & Tipps
Widerstand gegen Veränderung
Führungskräfte oder Mitarbeitende sehen keinen Bedarf für neue Prozesse.
Unser Tipp:
Kommunizieren Sie klar die Vorteile transparenter Verhandlungen und belegen Sie diese mit Daten und Beispielen.
Unzureichende Schulung
Fehlendes Wissen führt zu inkonsistenter Anwendung der Leitlinien.
Unser Tipp:
Investieren Sie in umfassende Schulungsformate und bieten Sie regelmäßige Auffrischungen an.
Mangelnde Kommunikation
Mitarbeitende sind gar nicht oder unzureichend über neue Prozesse informiert.
Unser Tipp:
Nutzen Sie verschiedene Kommunikationskanäle, um alle Mitarbeitenden zu erreichen und offene Fragen zu klären.
Erfolgsfaktoren zur nachhaltigen Verankerung
- Regelmäßige Überprüfung und Anpassung: Evaluieren Sie regelmäßig die Wirksamkeit der Leitlinien und passen Sie diese bei Bedarf an.
- Transparente Kommunikation: Halten Sie die Mitarbeitenden über Entwicklungen und Erfolge auf dem Laufenden.
- Verankerung in der Unternehmenskultur:
Machen Sie transparente Gehaltsverhandlungen zu einem festen Bestandteil Ihrer Unternehmenswerte und -praktiken.
Ressourcen
- Wissensimpulse:
- BMFSFJ (2020): “Infoblätter zum Handlungsbereich Arbeitsentgelt”, in: “Gleichstellungscheck für kleinere und mittlere Unternehmen”.
- Hans Böckler Stiftung (2024): Working Paper “Entgeltgleichheit - Wege zum Ziel. Der Deutsche Beitrag zu einem nordisch-deutschen Kooperationsprojekt von Gewerkschaften”
- WSI-Report (Nr.84, 2023): Helge Emmler, Christina Klenner: “Wie wird das Entgelttransparenzgesetz in Betrieben umgesetzt? Antworten Betriebs- und Personalräte 2021”
- Hans Böckler Stiftung (2024): Working Paper „Entgeltgleichheit – Wege zum Ziel“
- Hilfreiche Tools:
- BMFSFJ (2025): Instrumente zur Prüfung der Entgeltgleichheit
- Antidiskriminierungsstelle des Bundes (2020): “Praxishandbuch: Entgeltgleichheits-Check mit eg-check.de”
- Antidiskriminierungsstelle des Bundes (2020): “Alle Instrumente für die Prüfung mit eg-check.de”
- Fair Pay Innovation Lab: die weltweit führende Zertifizierung für faire Bezahlung.
- NAWIDA (2023): “9 digitale Tools für Gehaltsanalysen und Fair Pay”