(Fair)wandeln im Mittelstand – Gleichstellung als Schlüssel zum Unternehmenserfolg 

Gleichstellung in Unternehmen ist nicht nur ein Modewort, sondern ein entscheidender Faktor für die Zukunftsfähigkeit Ihres Unternehmens. Sie bringt einen tiefgreifenden Kulturwandel mit sich, der die Entscheidungsfindung, Konfliktbewältigung und den Umgang miteinander nachhaltig beeinflusst. Erfahren Sie in diesem Artikel, warum Gleichstellung der Schlüssel zu einer starken Unternehmenskultur ist und welche ersten Schritte Sie in diese Richtung unternehmen können.

Gleichstellung heißt auch Kulturwandel 

Gleichstellung und Kulturwandel gehen Hand in Hand und befeuern sich gegenseitig. Ein Kulturwandel bedeutet, dass tief verwurzelte Denkmuster und Verhaltensweisen in einem Unternehmen auf den Prüfstand gestellt und weiterentwickelt werden. Gleichstellung ist dabei nicht nur ein Teilaspekt, sondern ein zentraler Motor dieses Wandels. Wenn wir über Gleichstellung sprechen, geht es um mehr als z.B. die bloße Besetzung von Stellen mit Frauen. Es geht darum, eine Unternehmenskultur zu schaffen, in der alle Mitarbeitenden – unabhängig von Geschlecht, Alter oder Lebenssituation – die gleichen Chancen haben, sich zu entfalten und beruflich voranzukommen, was vor allem von den Mitarbeitenden positiv wahrgenommen wird. 

 

Unternehmenskultur als Attraktivitätsfaktor für Mitarbeitende 

Eine ansprechende Unternehmenskultur ist der Schlüssel zur Zufriedenheit der Mitarbeitenden und langfristigen Bindung. Studien belegen, dass Mitarbeitende, die sich in ihrer Arbeitsumgebung respektiert und wertgeschätzt fühlen, motivierter sind. Vor dem Hintergrund von Gleichstellung geht es insbesondere darum, eine Kultur zu schaffen, die nicht nur die berufliche Entwicklung fördert, sondern auch die Vereinbarkeit von beruflichen und privaten Verpflichtungen ermöglicht. In einer Zeit, in der z.B. immer mehr Menschen mit der Pflege von Angehörigen konfrontiert sind, wird die Flexibilität am Arbeitsplatz zu einem entscheidenden Faktor. Unternehmen, die hier unterstützen und flexible Modelle anbieten, schaffen den Rahmen für eine gleichgestellte Unternehmenskultur.  

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Quelle: Repräsentative Onlineumfrage „Arbeitsmarkt der Zukunft“ des Meinungsforschungsinstituts Marketagent im Auftrag des Jobs-Netzwerks XING in Deutschland, n=1.003 Erwerbstätige zwischen 18 und 65 Jahren (Oktober 2023)

Eine Unternehmenskultur, die Gleichstellung aktiv fördert, erfüllt dabei mehrere zentrale Funktionen für Mitarbeitende: 

  1. Gemeinsam stark – für ein echtes Wir-Gefühl: Gleichstellung stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl im Unternehmen. Wenn sich alle Mitarbeitenden mit den Werten ihres Unternehmens identifizieren können, entsteht ein starkes „Wir-Gefühl“, das das Selbstbewusstsein und die Loyalität gegenüber dem Betrieb fördert.   
  2. Zusammenhalt, der begeistert – gemeinsam wachsen: Eine Kultur der Gleichstellung fördert das gegenseitige Verständnis und die Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen Gruppen. Dies erleichtert den Umgang mit Konflikten und schafft ein harmonischeres Arbeitsumfeld.
  3. Klarheit schafft Vertrauen – ein starkes Fundament für alle: Gleichstellung schafft klare Werte und Normen, die das tägliche Handeln im Unternehmen leiten. Mitarbeitende wissen, woran sie sich orientieren können, was ihnen Sicherheit und Klarheit in ihrer Arbeit gibt.
  4. Motivation, die beflügelt – mehr Engagement, mehr Erfolg: Wenn Mitarbeitende spüren, dass ihre individuellen Bedürfnisse, wie die Vereinbarkeit von Beruf und der privaten Sphäre mit Verpflichtungen wie Pflege oder Kinderbetreuung, ernst genommen werden, steigt ihre Motivation. Sie fühlen sich wertgeschätzt und sind bereit, sich stärker für den Unternehmenserfolg einzusetzen.  

Gleichstellung als Schlüssel zur Bewältigung aktueller Herausforderungen  

In einer Arbeitswelt, die sich ständig wandelt und vor Herausforderungen wie Fachkräftemangel und der Sicherung qualifizierter Nachfolge steht, wird eine gleichstellungsorientierte Unternehmenskultur zum entscheidenden Erfolgsfaktor. Unternehmen, die aktiv Gleichstellung fördern und auf die individuellen Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden eingehen, schaffen nicht nur eine attraktive und unterstützende Arbeitsumgebung, sondern profitieren auch von einer breiteren Palette an Ideen und Perspektiven, die Innovation und Kreativität vorantreiben. Solche Unternehmen sind in der Lage, qualifizierte Fachkräfte anzuziehen und langfristig zu binden, was ihnen einen klaren Wettbewerbsvorteil verschafft und den Grundstein für nachhaltigen Unternehmenserfolg legt. 

 

Aber sind wir nicht schon längst gleichgestellt? 

Auf den ersten Blick mag es so erscheinen, als wäre Gleichstellung in deutschen Unternehmen bereits Realität. Insbesondere größere Unternehmen haben Gleichstellungsbeauftragte, flexible Arbeitsmodelle und Programme zur Frauenförderung. Doch ein tieferer Blick zeigt, dass in vielen Fällen der Fortschritt nur langsam vorangeht. Statistiken belegen, dass Frauen in Führungspositionen nach wie vor unterrepräsentiert sind und dass viele Unternehmen – bewusst oder unbewusst – an traditionellen Rollenbildern festhalten. Besonders in der Unternehmenskultur spiegeln sich diese Verhältnisse wider: Oft dominieren männliche Netzwerke, in denen informelle Entscheidungen unter Männern getroffen werden, was z.B. Frauen den Zugang zu Führungspositionen erschwert.  

Anteil frauenführte Unternehmen

Quelle: KfW-Mittelstandspanel (März 2024) 

Ein umfassender Kulturwandel ist nötig, um diese Barrieren zu durchbrechen und echte Gleichstellung zu erreichen.  

 

Wo stehen Sie? Fünf Fragen zur Bewertung der Gleichstellung in Ihrem Unternehmen 

Bevor Sie Maßnahmen ergreifen, ist es wichtig, den aktuellen Stand der Gleichstellung in Ihrem Unternehmen zu reflektieren. Hier sind fünf Fragen, die Ihnen dabei helfen: 

     

      • Werden in meinem Team Aufgaben und Projekte nach Kompetenzen (und nicht nach persönlichen Vorlieben) verteilt? 

       

        • Gibt es in unserem Unternehmen gleiche Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung für alle Mitarbeitenden? 

         

          • Wie sichtbar sind die Perspektiven von z.B. Frauen bei wichtigen Entscheidungen auf der Führungsebene?  

           

            • Wird bei uns Wert auf die Balance zwischen Beruf und privaten Verpflichtungen wie z.B. die Vereinbarkeit mit der Pflege von Angehörigen oder Kinderbetreuung gelegt? (Wer nimmt Pflege-/Elternzeit usw.) 

             

              • Werden in unserer Unternehmenskultur alle Meinungen und Perspektiven in Besprechungen gleichermaßen gehört und respektvoll behandelt?  

            Nach der Beantwortung dieser Fragen ist Ihnen möglicherweise klar geworden, dass in Ihrem Unternehmen noch Handlungsbedarf in Bezug auf Gleichstellung besteht. Vielleicht haben Sie festgestellt, dass bestimmte Prozesse verbessert werden können oder dass einige Bereiche mehr Aufmerksamkeit erfordern. Die Frage ist nun: Wie lassen sich diese Erkenntnisse in konkrete Schritte umwandeln? Hier sind einige erste Ansätze, die Ihnen helfen können, den nötigen Kulturwandel einzuleiten und die Gleichstellung in Ihrem Unternehmen nachhaltig zu fördern. 

             

            Erste Schritte zum Kulturwandel: So fördern Sie Gleichstellung 

            Ein auf Gleichstellung ausgerichteter Kulturwandel geschieht nicht punktuell, sondern muss alle Bereiche und Hierarchien des Unternehmens durchdringen. Um Gleichstellung in Ihrem Unternehmen zu fördern, sollten Sie auf drei zentrale Ebenen achten: 

            1. Strukturen überdenken: Prozesse auf dem Prüfstand  
              Ein guter erster Schritt hin zu mehr Chancengleichheit in Ihrem Unternehmen ist, die internen Abläufe unter die Lupe zu nehmen. Wie laufen Beförderungen, Gehaltserhöhungen und Weiterbildungsangebote ab? Werden alle Mitarbeitenden unabhängig von Geschlecht, Alter oder persönlichen Umständen gleichermaßen behandelt? Oder gibt es vielleicht unbewusste Muster, die einige bevorzugen?
            2. Arbeitsumfeld gestalten: Vertrauen und Flexibilität im Fokus
              Gleichstellung fängt bei der täglichen Zusammenarbeit an. Es geht darum, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem Wertschätzung ganz oben steht. Besonders wichtig ist, dass Mitarbeitende, die familiäre Verpflichtungen haben – sei es die Pflege von Angehörigen oder andere Aufgaben – die nötige Flexibilität bekommen. Wie können Sie Arbeitszeiten und Modelle so gestalten, dass sie diesen Bedürfnissen gerecht werden? Wenn Ihre Mitarbeitenden spüren, dass ihre Lebensumstände anerkannt und unterstützt werden, sind sie zufriedener und loyaler gegenüber dem Unternehmen.
            3. Bewusstsein schaffen: Vorurteile abbauen und gemeinsam wachsen
              Gleichstellung ist ein Thema, das alle im Unternehmen betrifft. Deshalb ist es wichtig, das Bewusstsein dafür zu schärfen – von der Führungsebene bis hin zu allen Mitarbeitenden. Schulungen können helfen, unbewusste Vorurteile aufzudecken und abzubauen. Wenn alle im Unternehmen lernen, auf Augenhöhe miteinander umzugehen und Vorurteile abzulegen, wird nicht nur das Miteinander verbessert, sondern es entsteht auch ein Arbeitsumfeld, in dem jede Person ihr volles Potenzial entfalten kann. 

            Nutzen Sie diese Erkenntnisse als Ausgangspunkt, um eine geschlechtergerechte Unternehmenskultur zu etablieren. Der Weg zu echter Gleichstellung erfordert Mut und Engagement, aber die Ergebnisse – eine faire und zukunftsfähige Arbeitsumgebung – sind es wert. Denken Sie daran: Ein Kulturwandel geschieht nicht von heute auf morgen, doch mit gezielten Maßnahmen und einem ganzheitlichen Ansatz können Sie Schritt für Schritt eine positive Transformation erzielen, die Ihr Unternehmen nachhaltig bereichert. 

             

            Das Wichtigste auf einen Blick

            Gleichstellung lohnt sich

            Die Förderung von Gleichstellung in Ihrem Unternehmen kann einen tiefgreifenden Kulturwandel initiieren, der sich positiv auf das alltägliche Miteinander und die unternehmerische Zukunftsfähigkeit auswirkt.

            Wettbewerbsfähigkeit stärken

            Eine gleichstellungsorientierte Unternehmenskultur wirkt als Attraktivitätsfaktor für (potenzielle) Mitarbeitende. Dies kann ein entscheidender Hebel sein, um zentrale Herausforderungen wie die Fachkräftesicherung und Nachfolgeplanung erfolgreich zu bewältigen.

            Erste Schritte zur Gleichstellung

            Starten Sie die Förderung von Gleichstellung auf drei Ebenen:

            1. Überdenken Sie bestehende Strukturen und Prozesse
            2. Gestalten Sie ein bedürfnisorientiertes Arbeitsumfeld
            3. Kultivieren Sie ein vorurteilsfreies und wertschätzendes Miteinander.

             

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