Faire Chancen, starke Teams: 11 Tipps, um Ihren Bewerbungsprozess zu optimieren
Fairness und Gleichstellung sind nicht nur Werte, sondern auch Schlüsselfaktoren für eine erfolgreiche Fachkräftegewinnung und eine nachhaltige Unternehmensentwicklung. Ein geschlechtergerechtes Bewerbungsverfahren ist eine effektive Möglichkeit, Vorurteile zu vermeiden und gleichzeitig zu zeigen, dass Ihr Unternehmen Chancengleichheit fördert und eine moderne Arbeitskultur lebt.
Inhalt
Studien zeigen, dass Frauen bei Bewerbungen oft zurückhaltender sind und sich nur dann bewerben, wenn sie sich mit ihren Qualifikationen vollständig im Einklang mit der Stellenanzeige sehen. Doch selbst bei einer vollständigen Übereinstimmung mit den Anforderungen zeigt sich eine klare Benachteiligung: Frauen werden bei identischen Qualifikationen von Personalverantwortlichen als weniger kompetent wahrgenommen als ihre männlichen Kollegen. Diese unbewussten Vorurteile verstärken sich, wenn Frauen mit zusätzlichen Rollen, wie beispielsweise der Rolle als Mutter, sich in Bewerbungsprozessen befinden. Sie stoßen nicht nur auf Vorurteile hinsichtlich ihrer Fähigkeiten, sondern haben laut Forschungsergebnissen des WZB auch geringere Chancen, zu Vorstellungsgesprächen eingeladen zu werden.
Hier kann Ihr Unternehmen durch gezielte Maßnahmen ansetzen. Mit einfachen, aber effektiven Schritten können Sie Ihre Bewerbungsprozesse fairer und transparenter gestalten. Diese 11 Tipps helfen Ihnen, die richtigen Voraussetzungen für eine nachhaltige Fachkräftegewinnung zu schaffen.
1. Geschlechterneutrale Sprache nutzen
Eine inklusive Stellenanzeige spricht alle Bewerbenden an. Begriffe wie „Mitarbeitende“, „Fachkraft“ oder geschlechtsneutrale Titel (m/w/d) sind laut des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) nicht nur verpflichtend, sondern signalisieren auch Offenheit und Toleranz. Studien zeigen, dass Frauen sich seltener auf Stellenanzeigen bewerben, wenn darin Eigenschaften betont werden, die als stereotyp männlich gelten. Verwenden Sie Begriffe, die eine breite Zielgruppe ansprechen, und beschreiben Sie konkret, welche Fähigkeiten wirklich benötigt werden, statt vage Eigenschaften wie “durchsetzungsstark” oder “teamorientiert” hervorzuheben.
Unser Tipp
Fügen Sie in Ihre Stellenanzeige einen Satz wie „Wir ermutigen ausdrücklich auch Frauen zur Bewerbung“ oder „Wir freuen uns besonders über Bewerbungen von Frauen“ ein.
2. Anforderungen realistisch und präzise halten
Formulieren Sie Ihre Anforderungen präzise und vermeiden Sie überlange Listen von gewünschten Qualifikationen. Studien haben gezeigt, dass Frauen dazu neigen, sich nur dann auf Stellen zu bewerben, wenn sie nahezu alle geforderten Kriterien erfüllen. Stellen Sie sicher, dass Ihre Anforderungen realistisch und gut durchdacht sind, um eine größere Vielfalt an Bewerbenden anzusprechen.
Unser Tipp
Gliedern Sie die geforderten Qualifikationen und Fähigkeiten in zwei Kategorien: „Unbedingt erforderlich“ und „Wünschenswert“. Ergänzen Sie am Ende der Stellenanzeige den Hinweis, dass Interessierte sich auch dann ermutigt fühlen sollen sich zu bewerben, wenn sie nicht alle Anforderungen vollständig erfüllen. Das schafft Klarheit und verhindert, dass potenzielle Bewerbende abgeschreckt werden.
3. Flexible Arbeitsmodelle hervorheben
Flexibilität ist für viele Talente ein ausschlaggebendes Kriterium bei der Wahl ihres Arbeitgebers. Betonen Sie in Ihrer Stellenanzeige, wenn Sie Homeoffice, Teilzeitoptionen oder flexible Arbeitszeiten anbieten können.
4. Weiterbildungsangebote und berufliche Entwicklung thematisieren
Zeigen Sie auf, wie Sie in die berufliche Weiterentwicklung Ihrer Mitarbeitenden investieren. Ob Schulungen, Mentoring oder individuelle Trainings – Weiterbildungsmöglichkeiten signalisieren, dass Ihr Unternehmen Potenziale fördert.
Unser Tipp
Erwähnen Sie in Ihrer Stellenanzeige, dass Frauen bei Ihnen ausdrücklich dazu ermutigt werden, sich weiterzuentwickeln und Führungspositionen anzustreben. Unser Webimpuls zum Thema Female Leadership bietet praxisorientierte Perspektiven und zeigt Ihnen, wie Sie in Ihrem Unternehmen die idealen Rahmenbedingungen dafür schaffen können.
5. Transparenz im Bewerbungsprozess schaffen
Kommunizieren Sie klar, wie der Bewerbungsprozess abläuft: von der ersten Auswahl bis zur finalen Entscheidung. Geben Sie eine Gehaltsspanne an, um Unsicherheiten bei Bewerbenden zu vermeiden. Transparenz zeigt nicht nur Professionalität, sondern stärkt auch das Vertrauen in Ihr Unternehmen.
6. Vorurteile durch Anonymität reduzieren
Ein anonymisierter Bewerbungsprozess in der Auswahlrunde kann unbewusste Vorurteile minimieren. Dabei werden persönliche Angaben wie Name, Geschlecht, Alter oder Foto ausgeblendet. Der Fokus liegt auf den Qualifikationen und Erfahrungen der Bewerbenden.
Unser Tipp
Recruiting-Software wie softgarden, personio oder coveto hilft Ihnen, Ihre Bewerbungsprozesse effizient und anonym zu gestalten, was die Auswahl objektiver und transparenter macht.
7. Ein diverses Auswahlteam einbinden
Die Zusammensetzung des Auswahlteams beeinflusst Entscheidungen im Bewerbungsprozess. Ein diverses Team mit unterschiedlichen Perspektiven minimiert die Gefahr von Einseitigkeit und fördert eine objektivere Bewertung der Bewerbenden.
Achten Sie darauf, dass auch Frauen am Auswahlprozess beteiligt sind, um vielfältigere Einschätzungen zu erhalten.

8. Gesprächskompetenz für faire Auswahlprozesse
Stellen Sie sicher, dass alle am Auswahlprozess beteiligten Personen über ein Bewusstsein für Gleichstellung und Diversität verfügen. Es geht darum, Stereotype zu hinterfragen und eine objektive Beurteilung der Bewerbenden basierend auf ihren Qualifikationen und Erfahrungen sicherzustellen, ohne unbewusste Vorurteile einzubringen.
9. Strukturierte Vorstellungsgespräche durchführen
Ein strukturierter Fragenkatalog, der in Vorstellungsgesprächen zur Anwendung kommt, sorgt dafür, dass alle Bewerbenden nach denselben Kriterien beurteilt werden. So reduziert sich das Risiko, dass Sympathien oder subjektive Eindrücke das Ergebnis beeinflussen.
Unser Tipp
Wenn es in Ihrem Auswahlprozess sinnvoll ist, können Sie Aufgaben vorbereiten, die alle Bewerbenden unter den gleichen Bedingungen bearbeiten müssen. Das sorgt für eine objektive Bewertungsgrundlage und eine faire Auswahl.
10. Interviewfragen gezielt anpassen
Vermeiden Sie Fragen, die unbeabsichtigt geschlechtsspezifische Stereotype verstärken, wie z. B. “Wie vereinbaren Sie Familie und Beruf?”. Solche Fragen lenken vom Wesentlichen ab und tragen nicht zur Beurteilung der Qualifikationen der Bewerbenden bei.
Stellen Sie stattdessen Fragen, die die beruflichen Fähigkeiten und Erfahrungen der Bewerbenden in den Fokus rücken. Zum Beispiel: „Welche Aufgaben haben Ihnen in Ihrem letzten Job besonders gefallen?“ oder „Erzählen Sie von einer Situation, in der Sie ein Problem erfolgreich gelöst haben.“
11. Feedbacksystem etablieren
Bitten Sie am Ende des Bewerbungsprozesses um Feedback. Fragen Sie, wie die Bewerbenden den Ablauf erlebt haben und ob es Verbesserungsvorschläge gibt. So schaffen Sie nicht nur Transparenz, sondern arbeiten auch aktiv an der Optimierung Ihrer Verfahren.

Autorin: Merle Ebermann
Auf einen Blick
- Wenn Sie einige dieser Tipps in Ihrem Bewerbungsverfahren umsetzen, leisten Sie bereits einen wichtigen Beitrag auf Ihrem Weg zu fairen und zukunftssicheren Prozessen.
- Damit senden Sie nicht nur ein starkes Signal für Gleichstellung, sondern schaffen auch ein Umfeld, in dem sich alle Bewerbenden gleichermaßen angesprochen und willkommen fühlen.
- Das erhöht Ihre Chancen, die richtigen Talente für Ihr Unternehmen zu gewinnen und langfristig zu binden.
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